9. März 2014, 17.00 Uhr
darmstadtium, Darmstadt
Im Berlin des frühen 19. Jahrhunderts gehörte der Politiker, Kunstmäzen, Cellovirtuose und Komponist Anton Fürst Radziwill (1775 – 1833) zu den zentralen Figuren der romantischen Zirkel. Nach seiner Heirat mit Luise von Preußen empfing der polnische Aristokrat gemeinsam mit seiner Frau Künstler und Gelehrte in ihrem Salon.
Von 1810 bis etwa 1830 schrieb er die „Compositionen zu Göthe’s Faust“ für ein groß besetztes Orchester, Gesangssolisten, Sprecher und Chor. Dabei stand Radziwill in engem Kontakt zu Goethe, der das zwischen Oper, Oratorium und Schauspielmusik oszillierende Werk ausnehmend lobte. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen „Faust“-Bearbeitungen hatte Radziwill auf die Originaltexte des Dichters zurückgegriffen. Mehrere halbprivate Teilvorführungen zählten zu den kulturellen Höhepunkten Berlins und trugen zur späteren Verbreitung von Goethes „Faust“ entscheidend bei.
Das Stück wurde bis etwa 1870 auf deutschen Bühnen oft gespielt, meist in gekürzter Form. Dann geriet es in Vergessenheit. Der renommierte Konzertchor Darmstadt präsentiert nun die szenische Wiederaufführung der ungekürzten frühromantischen Komposition und schafft damit die Möglichkeit, den einst von Goethe hoch geschätzten Komponisten aufs Neue zu entdecken.